Überall wo schwäbisch-ale­man­nische Fasnet gefeiert wird, treiben meist auch Hexen ihr Unwesen, so auch in Seebronn. Häder-Hexen werden sie genannt, genau 30 sind es an der Zahl, und weil es Waldhexen sind ist ihr Kopftuch auch mit Tannenreis verziert. In der Häder, einem See­bronner Gewann gegen Hailfingen zu, in einem mit Wiesen und Wald durchsetzten Gebiet soll es in früheren Zeiten des öfteren ein unerklärliches „Malefizium“ gegeben haben. Näheres ist nicht bekannt und auch die schriftlichen Quellen schweigen.Bewußt oder unbewußt, man hat nicht krampfhaft an Protokolle aus Hexenprozessen oder an die daraus entstandenen Sagen angeknüpft, obwohl man hier durchaus fündig geworden wäre. Die vielen armen Frauen, die von der Inquisition auf die Scheiterhaufen geschickt wurden, waren in Wirklichkeit ja keine Hexen. Bei der peinlichen Befragung - also unter der Folter - gestanden sie alles, auch das Ungeheuerlichste, was ihnen ihre Richter in den Mund legten: Daß sie auf ihren Besen durch den Kamin ausgefahren und zum Hexensabbat geflogen seien um dort mit dem Teufel zu buhlen, mit Schadenzauber dem Nachbarn eine Krankheit angehext und mit Wetterzauber Blitz und Hagel herbeigezaubert und die ganze Ernte vernichtet hätten. Zu all diesem und noch viel mehr, so die damaligen Vorstellungen, war eine Hexe fähig, weil sie mit dem Teufel im Bunde stand. Und am schlim­msten war, alle glaubten daran, das gemeine Volk samt der gebildeten Oberschicht. Diese Vorstellungen von einer Hexe wanderten aus den Hexenprozessen in die Sagen und von da auch in die Märchen. In den 30er Jahren des 20. Jh. wurde daraus dann die Fasnetshex, die im Handumdrehen die schwäbisch-aleman­nische Fasnet eroberte. Dies verwundert auch nicht, denn schlüpft ein Narr in ein Hexenhäs bieten sich ihm Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten, die ihm bei anderen Maskentypen in aller Regel verwehrt oder gar verboten sind.